Zweieinhalb Tage Split
Lange Geschichte, kurz gefasst: Eine argentinische Erasmus-Freundin von Fräulein Anna macht Familienurlaub in Kroatien. Grund genug für uns, am Sonntag Morgen um kurz vor fünf den ersten Bus zum Köln-Bonner Flughafen zu nehmen und dort in den Flieger nach Split zu steigen. Anderthalb Stunden später landen wir auch schon in Kroatien. Das ging schnell! Zumindest gefühlt stehen wir dann fast genau so lange in der Schlange bei der Einreise.
Der Shuttlebus in die Stadt fährt direkt vor dem Ausgang ab, wir erwischen den nächsten und stehen so schon um halb zehn am Morgen am Busbahnhof. Zeit für ein Frühstück! Wir laufen entlang des Meeres die paar Meter zur Hafenpromenade. Zum Glück habe ich mit Fräulein Anna eine Profi-Frühstückerin dabei: Zielsicher steuert sie die Brasserie On 07 an, wo wir tatsächlich ein leckeres Frühstück bekommen. Egg Benedict für das Fräulein, Brötchen und Croissants mit Marmelade für mich. Dazu leckeren Kaffee und Saft. Der Tag könnte schlechter starten.
Mit unseren argentinischen Freunden ist erst gegen Abend zu rechnen und so machen wir uns zuerst einmal auf den Weg zum Hotel. Das stellt sich als ein bisschen schwieriger heraus als gedacht: Es liegt mitten im Diokletianpalast mit seinen vielen engen und verwinkelten Straßen. Wir drehen ein paar Extrarunden, bis wir schließlich eher durch Zufall am Jupiter-Tempel falsch abbiegen und vor dem Hintereingang des Hotels herauskommen. Wir haben schnell eingecheckt und ein wenig ausgeruht. Das frühe Aufstehen soll uns noch den ganzen Tag in den Knochen stecken.
Da es ein bisschen kalt und grau ist und die Wettervorhersage für heute nichts besseres mehr verspricht, gehen wir als erstes ins Split City Museum. Dort bekommen wir einiges über die Geschichte der Stadt erklärt: Wie sie ursprünglich eine römische Residenz war und dann im Mittelalter ausgebaut und erweitert wurde. Das ist ganz spannend, ich bin leider ein bisschen zu müde um alles, was auf den zahlreichen Tafeln steht, wirklich aufzunehmen. Der Audio-Guide, den man über sein Telefon aufrufen kann, ist leider nur so mittelgut und ein bisschen nervig.
Nachdem wir dann noch eine gute Weile durch die Stadt gestromert sind und einen Ausflug zu einem Badestrand gemacht haben, geht es nochmal für eine Ruhepause ins Hotel. Zum Abendessen geht es dann nach einer kurzen Tripadvisor-Konsultation in einen Laden der auf den Namen bokeria hört. Der ist ziemlich schick eingerichtet und hat zwei Etagen. Wir sitzen oben und haben von der Galerie einen schönen Blick in den Laden. Es gibt für jeden von uns einen "Gourmet Burger", der seinem Namen auch alle Ehre macht. Wirklich lecker! Zurück am Hotel treffen wir dann auch auf unsere Freunde. Nach einem kurzen Hallo lassen wir sie in Ruhe einchecken und landen dann über einen Umweg in einem Künstler-Club/Bar/Kneipen-Dings. Academia Club Ghetto.
Witzig: Die Wirtin einer nahen Bar bringt uns dort unter, da sie selbst an diesem Abend schon etwas früher schließt. Dabei lässt sie es nicht nicht nehmen alles stehen und liegen zu lassen und uns vor der Tür des anderen Ladens abzuliefern.
Der nächste Tag, es ist Montag, beginnt mit einem leider eher mäßigen Hotelfrühstück. Dazu ist die Frühstücksecke recht klein, es ist scheinbar normal, dass man auch an dem großen Tisch neben der Rezeption isst. Dann heißt es auf einmal: "Schnell aufbrechen!" Zum Glück ist in Split alles um die Ecke, denn nun steht eine Stadtführung für uns an. Die bringt uns anderthalb Stunden lang kreuz und quer durch die Stadt und wir lernen allerlei über die Geschichte Splits. Wie der Palast gebaut und irgendwann auch aufgegeben wurde, wie man ihn im Mittelalter wiederbelebte und wie es sich dann weiterentwickelte. Und wie kompliziert es heute teilweise ist, etwas an den Häusern zu ändern. Das liegt zum einen an den strengen Vorschriften des Denkmalschutzes. Zum anderen aber auch daran, dass viele Häuser viele verschiedene Eigentümer haben und man nie so genau weiß, wer der richtige Ansprechpartner ist. Eine Menge Dinge habe ich gestern schon im Museum gelesen, aber heute bin ich wacher und die Führerin macht ihre Sache sehr gut. Es bleibt ein bisschen mehr hängen.
Damit dieser entspannte Kururlaub wenigstens für einen kleinen Adrenalinschub sorgen kann, besichtigen wir anschließend die Kathedrale der Stadt. Das ist erst einmal nicht so besonders aufregend, da habe ich schon größere gesehen. Nervös werde ich dann aber auf der leicht wackelnden, stählernen Treppe im Inneren des Glockenturms.
War ich letztens auf der Brücke im Hunsrück noch wirklich mutig, sind meine Kniee heute dafür besonders weich. Ich schaffe es zwar einige Treppen hoch, bis auf die Plattform in der Spitze reicht es aber nicht. So schieße ich "nur" ein paar Bilder aus den großen Fenstern des Turms. Glücklicherweise bin ich nicht der einzige Feigling in unserer Gruppe. Von verschiedenen Ecken des Treppengerüstes aus diskutieren wir, wer mehr Höhenangst hat und wen die Feuerwehr zuerst heruntertragen muss. Die Aussicht über die Dächer ist übrigens großartig, auch wenn ich es nicht bis nach oben schaffe. Ich schaffe es, mit der einen Hand die Kamera einigermaßen grade zu halten, während sich die andere angestrengt um das Treppengeländer klammert.
Am Nachmittag verschlägt es uns ins nahe Trogir, eine weitere Hafenstadt in der Nähe. Ihre Altstadt zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO und ist wirklich schick anzusehen. Ich mag die vielen engen Gassen mit den alten Häusern sehr. Es ist fast noch ein bisschen schicker als in Split selbst. Aber man merkt auch, dass die Stadt zu einhundert Prozent auf den Tourismus ausgelegt ist. Da es noch Vorsaison ist, fällt es uns leicht einen ausreichend großen Tisch in einem der zahlreichen Restaurants zu finden. Heute ist es sogar warm und sonnig genug, dass man draußen sitzen kann!
Zurück in Split wird es schnell kalt, als die Sonne dem Horizont entgegenstrebt. Zum Abendessen landen wir im Restaurant Bajamonti. Fräulein Anna und ich entscheiden, noch gut vom Lammkotelett-Mittagessen gesättigt, dass hausgemachte Ravioli und Gnocci für uns völlig reichen. Es gibt für jeden von uns eine leckere Portion. Wir lassen den Abend bei einem Kaltgetränk und Live-Musik auf dem Platz vor der Kathedrale ausklingen.
Der Morgen unseres letzten Urlaubstages beginnt damit, dass wir uns erst einmal verabschieden. Für den anderen Teil der Truppe geht es heute weiter in Richtung Dubrovnik. Wir haben noch einen Tag vor uns. Zuerst laufen wir ein bisschen über den Markt, auf dem gleichzeitig Obst und Gemüse sowie allerlei Flohmarkt-Krimskrams angeboten wird.
Danach laufen wir erneut die Promenade entlang und dann über eine Treppe auf den Berg an der Spitze der Halbinsel Marjan. Nachdem wir einige Treppen gelaufen sind, haben wir eine schöne Aussicht auf die Stadt und das Meer. Wir laufen aber noch ein bisschen weiter, es geht stetig bergauf, linker Hand liegt das Meer. Heute ist das Wetter leider nicht mehr so schön wie gestern, uns wird dennoch warm. Es macht Spaß ein bisschen durch den Wald zu marschieren. Nach einer ganzen Weile kommen wir bei einer am Berghang gelegenen Kirche an. Von hier an geht es nur noch bergab. Wir beschließen die Landspitze nicht mehr zu besichtigen und uns statt dessen ein Mittagessen zu suchen. Zurück in der Stadt essen wir ziemlich leckere Nudeln in einer Sahne-Sauce in einem sehr hippen Laden namens Bepa. Noch einmal geht es eine Runde durch die Stadt, bis wir schließlich noch einmal zu Kaffee und Kuchen einkehren. Überhaupt müssen wir heute noch ein bisschen Zeit totschlagen. Gut, dass wir mit ausreichend Lesestoff ausgestattet sind. Nach zwei Tagen in der Stadt haben wir das Meiste sicherlich gesehen.
Am frühen Abend fahren wir zum Flughafen, was zwar eigentlich ganz gut klappt, sich wegen unterschiedlicher Fahrpläne im Internet und am Busbahnhof aber ein bisschen langwieriger als geplant herausstellt. Nachdem wir dann auch am Flughafen bei Duty-Free-Toblerone noch einige Zeit damit verbracht haben, anderen Fliegern bei der Abfertigung zuzuschauen, geht es dann auch für uns am späten Abend in Richtung Heimat.