Johoo, fern Falado
Urlaubszeit! Es steht etwas für mich relativ Neues auf dem Plan: Dieses Mal solle es mit einem Segelschiff auf große Fahrt gehen. Das Schiff, die Falado von Rhodos, liegt im schwedischen Norrtälje für uns bereit. Dort treffen Fräulein Anna und ich auf die restlichen Landratten die mit uns die Schären vor Stockholm unsicher machen wollen. Schnell beruhige ich mich ein wenig, als ich feststelle das ich nicht der Einzige mit wenig bis gar keiner Segelerfahrung bin.
Nach einem Abend mit der vorherigen Crew startet dann unser erste Segeltag erst einmal mit einer sehr ausführlichen Einweisung in das Schiff. Welches Segel ist wo? Welche Taue bewirken was? Und dann fängt das auf einmal auch an irgendwie Sinn zu machen, was vorher auf dem Papier unlernbar wirkte. Ein wenig Sicherheitsbelehrung gehörte auch dazu und dann geht es los. Selten habe ich in so kurzer Zeit so viel Input bekommen. Doch ich freue mich und kann mir sogar das Meiste merken.
Aus dem Hafen motoren wir noch heraus und schon werden die ersten Segel gesetzt. Schnell spielen wir uns ein. Nach einer lockeren Halbtags-Tour dann am Abend das erste Ankermanöver. Während sich das durchschnittliche Sportboot irgendwo am Ufer festmachen kann, fällt das der Falado mit ihren 2,70 Metern Tiefgang eher schwer. Und so fallen wir auf, wenn wir Abends in die Buchten einlaufen. Nicht nur wegen der Größe und dem leuchtend roten Rumpf, sondern auch weil wir uns immer schön aufwendig mit Hilfe des Echoloten in der Mitte einparken. Zwei-sieben! Zwei-sechs! Zwei-fünf! schallt es aus dem Kartenhaus, während der Skipper das Schiff in eine gute Position zum festmachen und ankern bringt.
Der zweite Tag sollte der einzige sein, der uns wirklich schlechtes Wetter bringt. Bei durchgehendem Nieselregen schippern wir durch die recht ordentlichen Wellen. Nun zeigt sich, wer eine echte Landratte ist. Ein Teil der Crew hängt über der Reling, Menschen wie ich müssen das Innere des Schiffs meiden und anderen macht das alles gar nichts aus. Die Laune lassen wir uns aber nicht verderben. Am Morgen waren wir schon sehr zeitig aufgebrochen, nachdem die Ankerwache im Morgengrauen den Skipper geweckt hatte. Und irgendwann ist es dann auch vorbei. Wir liegen wieder in einer ruhigen Bucht und allen geht es gut.
So geht es dann die nächsten Tage weiter. Aufstehen, Frühstücken, alle nochmal ins Beiboot und auf's Klo und dann geht es los. Wir kreuzen durch das wunderbare Schärengebiet mit den vielen kleinen und größeren Inseln, nehmen auch mal ein Fahrwasser und lassen uns von riesigen Fähren überholen. Die Stimmung ist toll, das dumme Geschwätz liegt uns allen in den Genen. Im Vier-Stunden-Takt wechseln unsere Schichten. In Vierergruppen haben wir Ruderwache, Backschaft (sprich: Küchendienst) und Freiwache. So ganz verstehen alle das System aber nicht, ich habe immer noch das Gefühl überdurchschnittlich oft gespült zu haben.
Vier Mahlzeiten am Tag sind bitter notwendig, wenn man den ganzen Tag an der frischen Luft verbringt und ständig damit beschäftigt ist, Segel umzusetzen und dabei noch maximal dummes Zeug zu reden.
Die Abende lassen wir locker ausklingen, fahren ein wenig mit dem Beiboot rum, setzen Menschen auf Inseln aus oder gehen in die Sauna. An Deck lässt es sich, da wir sehr viel Glück mit dem Wetter haben, meistens gut aushalten. Mehrmals bin ich der müdeste Mensch der Welt und es zieht mich früh in meine Koje um mich über Nacht von zahlreichen Mücken stechen zu lassen.
Viel zu schnell geht die Woche um. Die letzten Meter auf dem Weg zum Hafen von Norrtälje segeln wir im Sonnenuntergang. Obwohl kaum Wind weht und wir wenig Knoten machen, hat keiner Lust den Motor zu starten. Es wird immer dunkler und ich werde ein wenig traurig. Mir hat die vergangene Woche sehr viel Spaß gemacht, das Schiff ist mir ans Herz gewachsen und sogar die niedrige Decke macht mir nichts mehr aus. Einzig die Toilette bedarf meiner Meinung nach eines ordentlichen Ausbaus.
Als wir dann schließlich angelegt haben und am Kai stehen, müssen wir uns erst einmal an den festen Boden unter den Füßen gewöhnen. Ein paar Seemannslieder erklingen.
"Johooo, grüßet uns froh. Johoo, fern Falado.
Später am Abend erscheint dann auch schon ein Teil der nächsten Besatzung. Nun ist es an uns, sie mit Geschichten zu unterhalten. Nach einer kurzen Nacht machen wir dann schließlich noch ordentlich klar Schiff und übergeben die Falado.
Die Bilder sind zum Teil mit einer Canon Ixus 220 HS und dann natürlich der EOS 450d mit dem 30mm Sigma f/1,4 und Polfilter entstanden. Leider habe ich es verpasst, mich mit den beiden Kameras auf ein gemeinsames Bildformat zu einigen. Aber für heute soll mir das egal sein.