Von Elternzeit und Eingewöhnung
„Unfassbar, wie schnell so ein Monat vorbei geht!“ sage ich zur Nachbarin, als ich sie auf dem Flur treffe und gefragt werde, wie es denn mit der Kita-Eingewöhnung läuft.
Elternzeit ist kein Urlaub
Anstrengend ist das, wenn man rund um die Uhr für Herrn Max zuständig ist. Der ist ja nach wie vor meistens sehr fröhlich und macht es einem leicht. Wenn man sich sonst nichts vornimmt. Denn Herr Max ist auch sehr neugierig und will zu Hause bei allem dabei sein. Mal eben die Spülmaschine ausräumen? Pustekuchen, da hat man nach knapp zehn Sekunden ein Kleinkind auf der geöffneten Front sitzen, was sich zielsicher die scharfen Messer aus dem Besteck-Korb angelt. Tatsächlich findet sich das aber und wir haben schnell einen gemeinsamen Tagesablauf gefunden.
Spätestens als Fräulein Anna dann wieder arbeiten geht, übernehme ich auch die Nachtschicht. Auch die wirkt von außen betrachtet erst einmal unspektakulär: Hin und wieder mal einen Schnuller reinstecken oder einen Schluck Wasser reichen? Was kann daran schwer sein? Eigentlich nichts, abgesehen davon, dass ich wirklich gerne mal wieder ein paar Stunden im Tiefschlaf verbringen möchte. Denn so richtig erholsam sind die Nächte dann doch nicht.
Es ist jedenfalls gut, dass ich mir für meine Elternzeit nichts vorgenommen habe und mich so über alles freuen kann, was ich abseits der „Kind versorgen, Haushalt schmeißen“-Pflicht erledigt bekomme. Und um so mehr freue ich mich über die gewonnene Freizeit während der Kita-Eingewöhnung. Aber dazu gleich mehr.
Und dann ist da noch die Sache mit der Bewegung. Davon bekomme ich nämlich wirklich ausreichend in den vier Wochen. Herr Max ist, genau so wie ich bekanntlich, ein großer Fan von Spaziergängen. Und weil das Wetter in August und September noch einmal großartig wird, legen wir den ein oder anderen Kilometer zurück. Wir knabbern mehrmals an der 100 Kilometer/Woche-Marke und brechen sie sogar ein Mal. Während ich fleißig schiebe, sitzt Herr Max im Wagen und brabbelt fröhlich vor sich hin.
Und weil es so gemütlich ist, dauert es meistens auch nicht lange, bis er eingeschlafen ist und entspannt einen Fuß aus dem Wagen hängen lässt. Das hat sich ein bisschen zu seinem Markenzeichen entwickelt, es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht darauf angesprochen werde. Für mich bedeutet das: Zeit zum Nachdenken, einen Podcast hören oder mal in Ruhe telefonieren. So habe ich dann doch noch ein wenig Zeit für mich.
Eingewöhnungszeit
Hauptaufgabe in meiner Elternzeit ist Herrn Maxens Kita-Eingewöhnung. Ich bin im Vorfeld ziemlich aufgeregt. Zwar haben wir Herrn Max schon mal mit Tante oder Oma alleine gelassen, aber wie wird er es finden, wenn wir den ganzen Tag weg sind?
Die Eingewöhnung in unserer Kita geschieht nach dem „Berliner Modell“. Das heißt, dass ich erst einmal Stundenweise zusammen mit Herrn Max in die Gruppe gehe und dort mit ihm spiele. Nach ein paar Tagen verlasse ich dann auch den Raum. Erst nach ein wenig gemeinsamer Zeit, dann direkt nach dem Ankommen. Zuerst warte ich einige Mal nur eine recht kurze Zeit vor der Tür, aber schon bald verlängern wir das und ich kann mich zwei Stunden in das Café um die Ecke setzen. Dann geht es ganz schnell. Den einen Tag bringe ich Herrn Max das erste Mal schon zum Frühstück hin und schon ein paar Tage drauf bleibt er sogar zum Mittagessen. Nach gut drei Wochen haben wir dann die volle Zeit erreicht.
Beim Abgeben am Morgen ist der kleine Herr immer ein bisschen unglücklich. Aber ein Blick durch das Fenster verrät, dass das Unglück schnell vergessen ist und Mama und Papa ja zum Spielen auch eigentlich nicht gebraucht werden. Mich beruhigt das sehr, vor allem auch wenn ich nachmittags beim Abholen beobachten kann, wie er fröhlich die kleine Schubkarre durch den Garten der Kita schiebt. Die Erzieherinnen bestätigen mir auch immer wieder, wie schnell er sich eingewöhnt.
Und dann sind vier Wochen vorbei und statt zu Fuß zur Kita, geht es für mich wieder mit der Bahn nach Köln. Das ist schon ziemlich schade. Ich habe die Zeit sehr genossen.