Egilsstaðir, Seyðisfjörður und Fellaber
Ganz vielleicht haben wir heute Nacht auch sowas wie illegal übernachtet. In der Gegend hier ist das wilde Campen scheinbar nicht erlaubt, sagt zumindest der Reiseführer. Wir können allerdings nicht so richtig herausfinden, in welchem Bezirk das genau ist. Ansonsten ist das erste Mal sowas ähnliches wie richtiges Pullover-Wetter. Das ist schon ein bisschen ungewohnt.
Egilsstaðir
Nach der üblichen Frühstücks-Tagesplanungs-Routine fahren wir nach Egilsstaðir. Unsere Vorräte wollen aufgefüllt werden. Im Anschluss geht es dann wieder aus dem Ort heraus, allerdings nicht weiter auf der Ringstraße. Heute wollen wir uns Seyðisfjörður anschauen. Das liegt ein bisschen abseits in einem Fjord. Dort kommt auch die Fähre an, die Island mit Dänemark verbindet. Reisende, die mit dem eigenen Auto nach Island kommen, landen dort.
Aus Egilsstaðir heraus geht es zuerst einmal ordentlich den Berg hoch, bevor wir wieder zur Küste kommen, gilt es einen Pass zu überqueren. Der Reiseführer hatte gewarnt, dass es auf der Strecke nach Seyðisfjörður gerne mal ein bisschen neblig sein könnte. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich dort die kürzest mögliche Sichtweite nach "Augen zu" erleben würde. Es sind sehr anstrengende Minuten, in denen man oft nur den Rand der Straße neben sich erkennt - oder ganz geisterhaft die Rücklichter des Autos vor einem.
Genau so plötzlich, wie man in dem Nebel drin stand, hört er auch wieder auf. Hier oben liegt noch eine Menge Schnee. Das Tal, dass sich vor uns auftut ist allerdings frei davon und ziemlich grün. Ein schöner Ausblick. Auf dem Weg zur Stadt halten wir am obligatorischen Wasserfall.
Seyðisfjörður
Am Fährhafen gibt es einen großen und sehr leeren Parkplatz, das Wägelchen steht dort ziemlich gut. Im Fährgebäude ist auch ein bisschen Tourismus-Information untergebracht, der sehr redselige ältere Herr unterhält Fräulein Anna sehr gut. Wir ziehen los zu einem kleinen Stadtrundgang, beginnend mit einer kleinen Bilderausstellung über einem Café. Dann geht es weiter durch den Ort, an vielen Häusern sehen wir „Geöffnet“-Schilder und finden heraus, dass die Leute hier in einer Nische im Flur ihres Hauses oder auch gerne mitten im Wohnzimmer ein Regal mit selbst hergestellten Wollsachen stehen haben. Das ist auf der einen Seite sehr süß, irgendwie aber auch komisch, wenn man sich einen Pulli anschaut und neben einem ein Kind gerade seine Hausaufgaben macht.
Vor der kleinen blauen Holzkirche im Ortskern ist ein kleines Straßenfest. Die Geschäfte haben kleine Stände draußen und es spielt eine Drei-Mann-Kapelle vor einem Laden. Die Feuerwehr ist auch da und präsentiert ihre Fahrzeuge. Menschen machen eine Mutprobe, ein Mädchen läuft kreischend durch das etwa hüfttiefe und vermutlich unfassbar kalte Wasser des Fjord-Ausläufers mitten im Ort. Wir erstehen einen hübschen Druck für das Wohnzimmer zu Hause und beenden unsere Runde dann in dem kleinen Café unter der Ausstellung. Dies scheint die offizielle Hipster-Zentrale Ost-Islands, in der gerade ein Fashionblogger-Treffen stattfindet. Alles sehr modisch.
Eine geteilte Pizza und einen Espresso später geht es wieder zurück zum Auto. Ein Stückchen Weg liegt heute noch vor uns.
Die Rückfahrt ist nicht so aufreibend wie der Hinweg. Der Nebel ist fast komplett verschwunden, was mich fast ein wenig traurig macht: Ich weiß doch jetzt wie man die Nebelschlussleuchte anschaltet! Statt Nebel sehen wir eine Menge Schnee. Und Eis. Die Frauen gestern hatten erzählt, dass man ihnen hier vom kältesten Winter seit 30 Jahren berichtete. Jetzt ist es irgendwie mitten im Jahr und wir fahren durch eine geschlossene Schneelandschaft. Wenn mir jemand sagen würde „Jetzt ist Winter!“ - ich würde es glauben.
Fellaber
Schließlich: Campingplatz. Wir sind in Fellabær, das ist nur von Egilsstaðir aus nur einmal über eine recht lange Brücke und dann links. Der Platz ist ziemlich klein, hat aber ein ordentliches Klo- und Dusch-Häuschen. Noch dazu ist nicht viel los. Auf den Stellplätzen neben uns scheinen ausschließlich Deutsche zu Campern. Wir sitzen das erste Mal eine Zeit lang im Freien und in der Sonne, was wirklich gut tut.
Zum Abendessen gehen wir dann aber, nach einer ausführlichen Lesestunde, doch lieber rein. Es gibt einen Vorraum bei der Rezeption, wo die Zimmergäste wohl Frühstück bekommen. Dort gibt es Brötchen mit Avocado, Salami und Käse, während wir über die weitere Route beraten. Wir beobachten, wie nach und nach die anderen Gäste eintrudeln. Da ist alles dabei: Junge, hippe Schweizer, junge spießige Holländer, ältere Franzosen und Deutsche.
Dann noch ein kleiner Verdauungsspaziergang, bevor ich aus dem Auto heraus einigen spät angekommenen beim Aufbau ihrer Zelte zuschaue.